Meine härtesten Romaniacs ever

Viermal war ich bereits bei den Red Bull Romaniacs am Start. Dieses Jahr nun schon zum fünften Mal. Nachdem ich 2016 den Versuch in der Goldklasse unternommen hatte, sollte es nun in der Silberklasse wieder besser laufen. Mein „Manager“ ;) und Kumpel Denis Günther hatte vor unserer Abfahrt, schon im Internet seit Wochen verfolgt, dass es in der Region Sibiu regnet und ständig Hochwasser und Unwetter tobten. Also keine optimalen Voraussetzungen für die schwerste HardEnduroRallye der Welt. Unsere Hoffnungen beruhten aber darauf, dass man sich vielleicht etwas einfallen lassen hat, um die Strecken anzupassen.

In den Wochen vor dem Rennen habe ich mich, zusammen mit meinem Coach Mathias Rülke, so sehr vorbereitet wie noch nie. Zumindest wie es mein zeitlicher Rahmen neben der Arbeit zulässt. Sogar meinen Schlafrhythmus habe ich angepasst. Der Start erfolgt jeden Tag bereits kurz nach 6:00 Uhr ( Deutscher Zeit 5:00 Uhr ), normalerweise steigt man ja kaum so früh aufs Bike.

Um stressfreier anzureisen entschieden wir uns, bereits am Freitag Nachmittag Richtung Sibiu aufzubrechen. Diesmal hatten wir Moritz, Anton und Luca als Betreuer dabei. Es war wie immer, ein langer und anstrengender Trip nach Rumänen. Aber immer lustig und gut gelaunt schafften wir die erste Hürde - angekommen sind wir in Sibiu am Samstag Abend. Den Sonntag nutzten wir noch etwas für ein entspannteres Programm, in der Arena Platos mit Zip-Lining und Zorbing.

Am Montag folgte dann die Anmeldung im HQ. Und schon am Dienstag ging es mit der ersten Rennaction los, auf einer der coolsten Prologstrecken der RBR Geschichte.
Bis auf ein paar kleine Patzer, schaffte ich in der Qualifikationsrunde Platz 7. Der Prolog war trotz Nässe ganz gut zu fahren, ohne den üblichen Stau. Großes Lob dafür. Aus der zweiten Reihe ging es somit ins Prolog-Finale. Die erste Runde lief perfekt und ich konnte auf Platz 3 in die zweite Runde gehen. Doch dann stürzte ich, brach dabei den Bremshebel weg und war dann irgendwie voll aus dem Rhythmus. Am Hindernis, mit den liegenden Baumstämmen, welche in einem mit Wasser gefüllten Behälter schwammen, hab ich es mir jede Runde richtig schwer gemacht und verlor enorm viel Zeit. Am Ende fiel ich auf Platz 25 zurück, was auch den Startplatz für den ersten langen Offroadtag bedeutete.

Während unsere Betreuer sich bis spät abends um die Motorräder kümmerten, konnten wir früh schlafen gehen. Der Schlaf ist bei den Romaniacs mit Abstand das Wichtigste, neben dem eigentlichen Fahren :D. Wie sollte es anders sein, über Nacht gab es fast Monsunartige Regenfälle.

Die Strecken präsentierten sich somit fast unfahrbar. Unsere Hoffnung, das man auf das Wetter reagiert hatte, erwiesen sich auch als “Irrtum“. Man hatte war zwar darauf eingegangen aber nicht ausreichend. Da es ein sogenannter „Moving-Day“ war, konnte anscheinend nicht so sehr viel an der Strecke „modifiziert“ werden. An CP6 wurde ich wegen Zeitüberschreitung aus dem Rennen genommen. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet und es traf mich wie ein Schlag. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich erst 120, der zu fahrenden 200 Kilometer zurückgelegt. Nur 13 von 136 Silberfahrern erreichten an diesem Tag das Etappenziel in Straja. Um in den angeschlagenen 9 Stunden der Zeitwertung ins Ziel zu kommen, hätte man einen Schnitt von über 20kmh fahren müssen. Im extremen Gelände ist das, bei den Wetterbedingungen, für mich fast unmöglich. Wenn man in ein anderes Gebiet möchte um neue Strecken zu präsentieren, was ja cool ist, könnte man genauso einen Ruhetag einlegen, damit alle in die neue Region reisen können. So ähnlich wird das bei der Dakar und anderen Etappenrennen gelöst.

Neuer Tag, neues Glück am zweiten Offroadtag. Aber es änderte sich wenig, wir hatten in der Silberklasse gefühlt fast nur Goldloops. Ich habe am Servicepunkt, zusammen mit meinen Betreuern, beraten und wir haben entschlossen den Tag zur Halbzeit abzubrechen, da ich schon fast 6 Stunden Fahrzeit auf der Uhr hatte und mich richtig schlecht fühlte. Wie schon am ersten Tag, zählte es nicht als Ausfall, wenn man die Strecke bis zum Servicepunkt zurückgelegt hatte. Richard Heinike hat sich ins Ziel gekämpft und hatte damit eine sehr lange Fahrzeit. Trotz Strafen, die ich an diesem Tag bekommen habe, konnte ich bis zum letzten Tag wieder bis auf 1:30h heranfahren. Für mich war die Regel gut, aber eine Zielankunft an jeden Tag sollte mehr belohnt bzw. die Strafen erhöht werden.

Der 3. Tag lief dann endlich besser, obwohl ich von Platz 77 gestartet war, konnte ich mich, durch die langsameren Fahrer, auf Platz 23 nach vorn fahren. Auch der letzte Tag lief gut und ich konnte mich, durch den Jubel der vielen Fans am Gusterita Zielhang, im ersten Versuch bis nach ganz oben fahren. So konnte ich meine vierte Red Bull Romaniacs Finisher Medaille feiern. Mein erreichter Platz 45 ist unter den Umständen ok, obwohl mein Ziel erneut die Top10 waren, denn die hatte ich bereits 3-mal erreicht.

Die Meinung aller war nach dem Rennen die Gleiche. Zu lange Fahrtage, zu schwer, was aber auch durchs Wetter begründet war, und durch die beiden Außenübernachtungen zusätzlicher Stress und Organisationsschwierigkeiten. Bei einem Startgeld von über 1500 Euro will gerade ein Hobbyfahrer auch so viel Fahrspaß wie möglich haben. Trotzdem erinnere ich mich gern an die Romaniacs zurück. Es ist halt ein besonderer Mythos, ähnlich wie am Erzberg, wo auch jährlich tausende Fahrer hin pilgern. Ich werde die Organisation auch weiterhin wo ich nur kann unterstützen und freue mich schon auf die Ausgabe 2019 mit hoffentlich besseren Wetteraussichten.

Ein Dankeschön geht an meine Betreuer Moritz Dudeck, Anton Bartel, Luca Klemer und Denis Günther der alle organisatorischen Fäden in der Hand hält. DANKESCHÖN…
Anfang September geht es dann wieder ins Ausland zum nächsten WESS Lauf ( Red Bull 111 Megawatt ) in Polen.

Euer Marcel