Rund um Dahlen – 20-jähriger Traditionsbruch

Auf das Wochenende in Dahlen hab ich mich riesig gefreut. Auch wenn ich in den letzten Wochen krankheitsbedingt nicht trainieren konnte, war ich guter Dinge. Meine neue 300er KTM war perfekt auf die dort aufgefundenen Wetterbedingungen und Bodenverhältnisse abgestimmt. Eine Reifenmischung von Mitas, die förmlich am gefrorenen Boden klebt, und ein Fahrwerk, was voller Fachwissen und Tipps von MXSL Lindi steckt, minimierten meine Sorgen bezüglich der Strecke.

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Diese war stellenweise durchgefroren und glatt wie bei strömenden Regen auf Lehmboden! Aber es war kein Lehmboden, sondern ein Mix aus griffig, glatten vereisten Abschnitten, sandigen Passagen und zugeschneiten Waldabschnitten mit ca. 10 cm Schnee. Und die Verwehungen, von denen gesprochen wurde, waren ja wohl ein Witz! Ich war das Wochenende zuvor mit meinen Teamkollegen ausgiebig testen. JA, bei -5 Grad, 20cm Schnee, Eis und gefrorenem Boden mit echt tricky Auffahrten, Trailabschnitten, Steinfeldern und und und… habe ich hin- und her bedüst um eine Abstimmung zu finden, die passt. Am Ende war ich bestens vorbereitet.

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Während wir uns am Samstag zum verspäteten Mittagessen auf den Weg machten, da wir vormittags auf einem Test unterwegs waren, fand die Fahrerabstimmung statt. Zu dieser waren nur um die 100 von genannten 280 Fahrern anwesend.

Dort sprachen sich einige der Anwesenden gegen den Start der Veranstaltung am Sonntag aus. Trotz Entgegenkommen der Veranstalter und des DMSB mit Verkürzung auf 2 Runden und Herausnehmen von „zu gefährlichen Abschnitten“.

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Die Reduzierung auf 2 Runden war für mich nachvollziehbar, klar. Für mich nicht nachvollziehbar ist die komplette Absage des Rennens. Wem es zu gefährlich gewesen ist, der hätte nicht starten sollen. Wahrscheinlich bereiteten die angesagten Tiefsttemperaturen den ein oder andern dickes Kopfzerbrechen, denn ein Einspritzbike fährt ohne Strom von der Batterie keinen Meter, hatte ich auch schon! Dagegen hätte man sicher auch Lösungen gefunden! Z.B. die Montage einer neuen Batterie früh vor dem Start oder eben Ausbau und „Warmhaltung“ über Nacht. Denn einen 10-Minuten Servicebereich vor dem Start einzubauen, wäre ein Leichtes gewesen! Und JA, auch bei mir hat die Batterie schon über Nacht von Freitag zu Samstag den Geist aufgegeben, aber dann kann kein Grund sein, ein Rennen abzusagen.

Es gehört meiner Meinung nach auch kein Mut dazu, zu sagen, man startet nicht, weil es zu gefährlich ist und die Bedingungen und der Boden nicht einschätzbar gewesen seinen. Das ist eine Entscheidung, die jeder einzelne für sich selbst treffen muss, kann und auch sollte! Einfach auf Sicherheit fahren, kennen viele nicht. Wir machen keinen Indoor-Sport. Bei extremen Schlammrennen gibt es auch viele schnelle unkalkulierbare Abschnitte, wo unsere Spitzenfahrer sicher gefühlt doppelt so schnell sind als ich! Und da heult auch keiner rum. Dass jetzt viele Fahrer, Zuschauer und Fans einen Sündenbock suchen, finde ich echt NICHT ok. Denn Denis Schröter ist sicher nicht der einzige gewesen, der nicht fahren wollte. Also wer nicht fahren wollte, der hätte sollen einfach wieder heimfahren.

Durch diese Aktion wurden einige Zuschauer verprellt, was sehr schade ist, denn diese Fans sind trotz Kälte angereist warten darauf die Endurofahrer anzufeuern. Doch leider konnten diese lange in der Kälte warten.

Einige Fans standen gestern bis Mittag im Busch! Ja viele wussten nichts von der Absage, leider. Natürlich wären es härtere Bedingungen gewesen als sonst. Es wäre auch sehr kalt geworden. Diese Tatsache möchte ich überhaupt nicht bestreiten. Ich bin einer der schnell friert, dass ist kein Geheimnis. Aber mit der richtigen Unterwäsche, von z.B. X-Bionic, hättet ihr auch nicht gefroren! Ich war bis Sonntag in Dahlen. Es waren früh -4 Grad und später gegen Mittag sogar nur -1 Grad. Ein kalter schauerlicher Wind überflog die Dahlener Heide, das aber bei Kaiserwetter! Das Sturzrisko ist nicht viel höher als bei anderen Bedingungen, wenn man das Gehirn nicht am SP-Eingang abgibt.

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Große Klasse fand ich, dass wir wenigstens den mit sehr viel Mühe und Aufwand gebauten Prolog fahren durften. Alles auf freiwilliger Basis. Und richtig war die Entscheidung auch die B-Lizenz fahren zu lassen. Viele anspruchsvolle Hindernisse, welche man flüssig fahren konnte. Ich fuhr einen Baumstamm leider etwas schräg an und kam fast zu Fall. War aber mit dem Vorderrad an einem Begrenzungspfahl gelandet und musste „rangieren“ um weiterfahren zu können. Dann bremste ich mein Mopped in Führung liegend noch aus und bekam es leider nicht gleich wieder an. Eine Top 5 Zeit wäre drin gewesen, schade. Aber es war ein großer Spaß vor doch so vielen Zuschauern zu fahren.

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Alle Diskussionen über das Warum, Weshalb, Wer und Wieso sind hinfällig. Fakt ist, dass denen die Chance verwehrt wurde, die bei widrigen Bedingungen gut sind. Dazu zähle ich mich und stehe dazu! Punkt. Am härtesten trifft es nicht nur den DMSB, der sich seine Meisterschaft immer mehr zerstört. Nein, es trifft alle, die wochenlang eine Strecke auf die Beine stellen, ehrenamtlich! Ich hoffe, dass so etwas nicht nochmal vorkommt und würde mich freuen, wenn Dahlen auch 2014 noch im Rennkalender steht. Denn trotz der vielen Streckenabschnitte auf der Straße, für die es sicher auch Lösungen geben würde, zählt der Lauf zu den schönsten im gesamten DEM Kalender!

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Für mich geht es kommendes Wochenende zum ersten Extreme-Rennen der Saison. Zum Wiesel-X nach Frankenberg / Flöha. Und dann geht es Schlag auf Schlag. Denn schon am Mittwoch nach Ostern geht es nach Rumänien zum King of the Hill Tournament nach Arad! Also bis die Tage, drückt mir die Daumen, Tschaui der Marcel